Ui… ich sage Euch, hier steht gerade alles Kopf.
Im Guten Sinn. Dazu aber morgen mehr.
Jetzt erst mal ein kleines Miniabenteuer, aus dem Februar, von dem ich Euch schon lange erzählen wollte:
Tja, wie kann man im Lockdown Abenteuer erleben?
(Und ich brauche Abenteuer und Abwechslung so sehr in meinem Leben, wie sehr, wird mir jetzt erst klar, wo von alleine gar nichts mehr passiert.)
Indem man einfach mal andere Wege geht.
So kam mir die Idee zu „Immer gen Süden“.
Ich bin die letzten Wochen soooo viel gelaufen (sicher so viel, wie noch nie in meinem Leben), aber ganz oft hier ums Haus herum.
OK, nicht nur direkt ums Haus. 😅 Ich habe den Kreis schon etwas größer gezogen. Aber ich behaupte im Umkreis von 5 Kilometern jeden Stein persönlich zu kennen und jedem Baum einen Namen gegeben zu haben.
Ich musste mal ganz dringend raus hier, was anderes sehen, mal wieder an meine Grenzen gehen und irgendetwas erleben.
Und da ich ahnte, dass die vielen freien Tage bald vorbei sein werden, habe ich mir einen unspekakulären Freitag rausgepickt, die Kinder ins Homeschooling geschickt, den Mann ins Homeoffice gesteckt und bin einfach los gelaufen: „Immer gen Süden“.
Natürlich hatte ich so einen groben Plan, wo es lang gehen sollte, aber ein richtiges Ziel hatte ich nicht.
Der gute Ehemann war bereit, mich jederzeit Wo-auch-immer einzusammeln… Der Heimweg war also gesichert.
Na dann: ein Vesper gepackt, die Wanderschuhe geschnürt, den alten Rucksack geschultert und los ging es.
Natürlich erst mal auf bekannten Wegen.
Erste Anlaufstelle war die wunderschöne Altstadt vom kleinen Städtchen Staufen.
Das lohnt sich immer!
An einigen Fassaden im historischen Ortskern gibt es Risse, da durch Geothermiebohrungen starke Geländehebungen entstanden sind.
“Staufen darf nicht zerbrechen“ ist überall zu lesen.
Das macht schon nachdenklich.
Und Zeit zum Nachdenken hatte ich genug, denn es ging nun über den alten Bettlerpfad weiter, immer stetig bergan.
Bis ich mitten im Nirgendwo diese zauberhafte Bank entdeckte.
Ist das nicht der perfekte Platz für mein Frühstück?
Beim Bäcker hatte ich eine Käse-Laugen-Stange erstanden, die habe ich früher furchtbar gerne gegessen und hatte schon Ewigkeiten keine mehr.
Manchmal können auch die unspektakulären, kleinen Dinge sehr glücklich machen.
Einige Kilometer später, kämpfte sich dann tatsächlich die Sonne durch die dicke Wolkendecke.
Könnt Ihr Euch noch an die schnee- und regennassen Tage im Februar erinnern? Das war die erste Sonne seit langem und sie tat unglaublich gut!
Nach den Schneeglöckchen waren diese gelben Winzlinge auch die ersten Farbtupfer, die ich dieses Jahr gesehen habe.
Irgendwie gewöhnt man sich an das graubraun des Winters so sehr, dass man ganz vergessen hat, mit welcher Kraft die Farben der Blüten leuchten können. 🌻
Hatte ich nicht gerade von Schnee und Regen geschrieben?
Ja, die letzten Tage war es recht nass. Ok, seeeeehr nass!
Herrlich für die Erde, die konnte sich endlich mal wieder so richtig vollsaugen.
Wobei sie anscheinend bei dieser Wanderung noch nicht ganz fertig damit war, ihren Durst zu stillen. 😉
Es war teilweise so matschig, dass ich an steileren Stellen kaum voran kam und mehr gerutscht bin, als gelaufen.
Dafür wird man dann aber auch mit diesem herrlich schmatzenden Geräusch belohnt, wenn man die tief im Matsch steckenden Schue wieder aus der braunen Masse herauszieht.
Und noch mehr Sonne!!
(Einer von vielen Versuchen mit Selbstauslöser. ;o)
Das letzte Stück des Weges führte mich oben an einem Rebberg entlang.
Die Aussicht war ganz schön, aber leider stand der Wind so ungünstig, dass man die Autos unterhalb so laut gehört hat, als würde man auf dem Mittelstreifen spazieren gehen.
Am frühen Nachmittag beschloss ich dann, ich bin angekommen!
Es war trotz Sonne dann doch immer noch recht frostig und meine Füße sind mehr als einen stolzen Halbmarathon gelaufen, plus einige Höhenmeter. Sie wollten eine Pause und der Rest von mir eine heiße Dusche.
Zufällig war ich gerade am alten Friedhof des Ortes angekommen.
Irgendwie ein passendes Ende meines Mini-Abenteurers.
Also schlenderte ich noch etwas zwischen den knorrigen Bäumen und alten Grabsteinen herum, bis mein Taxi, samt charmantem Fahrer eintrafen.
Ich habe drei Dinge an diesem Tag gelernt:
- Ich kann alleine nicht langsam laufen, irgendetwas treibt mich stetig an… Dabei hätte ich mir den ganzen Tag Zeit lassen können. Diesem Phänomen möchte ich weiter auf den Grund gehen. Spannend.
- Manchmal scheint es gerade sehr schwer, Abwechslung in diesen Corona-zu-Hause-Alltag zu bekommen. Diese Wanderung hat mir gezeigt, dass es aber eigentlich ganz einfach ist.
- Ich muss nicht darauf warten, dass jemand anders für eine Wanderung Zeit hat. Ich laufe einfach alleine los. In Ruhe. In meinem Tempo. Nur ich. Und ich muss gestehen: War gar nicht so übel. 😉
Oh ja das Laufen. Ich habe es für mich vor gut zwei Jahren entdeckt. Einfach mal das Leergut zum Kontainer zu Fuß bringen, daraus sind mal 12km geworden und nein der Kontainer war nicht so weit weg.
Einen Teil des Schwabenweges bin ich auch schon gegangen, Haustüre auf, Rucksack auf den Rücken und los. Zurück ging es dann mit dem Zug, was auch ein sehr tolles Ende von so einer Strecke ist, noch mal innehalten und in sich kehren. Ohne reden, einfach den Blick aus dem Fenster wenden.